Wer ist deCOALonize Europe und wie verstehen wir uns?
“Fragend schreiten wir voran..” (Leitsatz der zapatistischen Bewegung)
Um als Bündnis unter dem Namen „deCOALonize Europe“ aktiv zu werden, ist es uns wichtig öffentlich vorzustellen, wer wir sind, woher wir kommen und aus welcher Überzeugung wir handeln – wie wir handeln.
Wir sind ein Bündnis, das zurzeit zum Großteil aus weißen Deutschen besteht. Als diese sehen wir uns in der Verantwortung, daran mitzuarbeiten, die koloniale Vergangenheit Deutschlands und weiten Teilen Europas angemessen aufzuarbeiten und die heutige koloniale Kontinuität zu bekämpfen.
Wir möchten die krasse Betroffenheit der Menschen in den Abbaugebieten zwar aufzeigen, uns ist allerdings sehr wichtig, nicht alle Menschen in Abbaugebieten in einen Topf zu werfen und diese nicht als passiv-unmündige Opfer darzustellen. Viele der Menschen in Cesar, La Guajira (Kolumbien) und Kuzbass (Russland) haben seit vielen Jahren alltäglich mit den Folgen des Bergbaus zu kämpfen und leisten trotz heftiger Repressionen seit mehreren Generationen existenziellen Widerstand. Im Gegenzug sehen wir uns selbst nicht als Retter*innen oder Hauptakteur*innen, die im Kampf für Klimagerechtigkeit und gegen koloniale Kontinuitäten “die Lösungen auf deren Probleme bringen“ und wollen auch nicht als solche inszeniert werden. Wir möchten als aktive Unterstützer*innen uns den Kämpfen der Menschen in den Abbaugebieten anschließen und ein Band der Solidarität entlang der (Steinkohle-) Lieferkette spannen. Deshalb stehen wir im Austausch mit aktiven Gruppen und Menschen aus den Abbaugebieten der Steinkohle.
Hier in den Importländern der Steinkohle verbreiten wir öffentlich die Forderungen befreundeter Gruppen und Personen aus den Abbaugebieten. Gleichzeitig ist es uns wichtig, selbst aktiv zu werden. Deshalb stellen wir auch eigene Forderungen, um einen Beitrag zur Beendigung der kolonialen Kontinuität und Klimaungerechtigkeit zu leisten.
Die Aktionsformen und Protestkultur der europäischen Klimagerechtigkeitsbewegung sind stark durch den historischen Widerstand diverser Black & Indigenous People of Color (BIPOC) geprägt, diese wollen wir anerkennen und uns positiv auf diese historischen und jene aktuellen Kämpfe der Menschen in den Abbaugebieten beziehen. In unseren Aktionen und in der öffentlichen Wahrnehmung legen wir Wert darauf, dass nicht-weiße Akteur*innen zu Wort kommen und sichtbarer werden.
Wir sind darum bemüht, unterschiedliche Beteiligungsmöglichkeiten innerhalb unserer Aktionen zu schaffen, auch, weil politischer Aktivismus für Menschen unterschiedlich hohe Repressionen zur Folge haben kann. Sowohl in den Abbauregionen der Steinkohle, als auch in Deutschland, z.B. für Menschen mit erschwertem Aufenthaltsstatus und/ oder von Rassismus betroffenen Personen.
Wir haben eine intensive Auseinandersetzung darüber geführt, ob und inwiefern wir unter dem Namen „deCOALonize Europe“ aktiv werden wollen und wurden darin unter anderem von Aktivist*innen aus Kolumbien als auch von „deCOALonize“ aus Kenya bestärkt. Weiterhin verstehen wir uns in einem fortlaufenden Lernprozess, in dem wir Fehler machen und in dem wir offen für Kritik und andere Perspektiven sind.
Wir freuen uns, mit Euch darüber in einen Austausch zu treten.